Eine Geburt kann was wunderschönes sein. Ein Erlebnis, dass Dich bestätigt, und Dich durch das Geburtserlebnis als Frau und Mutter wachsen lässt. Das kann bestimmt bei allen Geburten der Fall sein, ob nun “natürlich” oder nicht. Nur ist es bei natürlichen Geburten – unter den richtigen Voraussetzungen (und damit verstehe ich, wenn der Körper so funktionieren darf, wie es von der Natur her vorgesehen ist), bestimmt leichter, dieses so zu empfinden – vor allem die Geburt als Beweis und Bestätigung seiner Kraft und seiner Möglichkeiten zu empfinden.

Leider wird es den Müttern nicht immer leicht gemacht. Solche Geburtshelfer, die sich auf die physiologische (also natürliche) Geburt spezialisiert haben, fassen das in der Regel so zusammen. Ein normaler Geburtsbegleiter, der nur im Krankenhaus Geburten miterlebt, hat häufig kaum noch die Möglichkeit eine physiologische Geburt mitzuerleben (Reed, 2017). Diese Geburtshelfer unterscheiden dabei zwischen “normalen” Geburten und physiologischen Geburten. Normale Geburten sind in der Regel vaginale Geburten, können aber auch Geburten durch Kaiserschnitte sein, wenn das in dem Gebiet eben das ist, was normalerweise stattfindet. Physiologische Geburten hingegen sind die, wo in der Tat die Frau nicht nur vaginal gebiert, sondern dabei von ihren Geburtshormonen in der Weise unterstützt wird, wie es von der Natur vorgesehen bzw. möglich ist.

Die Kaiserschnittrate in Deutschland ist vergleichsweise hoch

Dies mag auch einer der Gründe sein, weshalb die Kaiserschnittrate weltweit jährlich zunimmt. Aktuelle Statistiken aus 150 Ländern zeigen eine globale Kaiserschnittrate von 18,6% aller Geburten – fast 1 von 5 Frauen auf der ganzen Welt gebärt per Kaiserschnitt. Daten aus 121 Ländern zeigen zusätzlich, dass zwischen 1990 und 2014, die globale Kaiserschnittsrate um 12,4% anstieg. In manchen Ländern liegt dabei die Kaiserschnittrate bei über 50% – in Deutschland sind wir dabei “nur” bei 30,9 % aller Geburten – was in Europa eher ein Schlusslicht ist (siehe Graphik, OECD Daten).

Der Anteil der Risikoschwangerschaften hat in Deutschland auch beträchtlich zugenommen. Im Jahr 1999 wurden bereits bei 74% aller schwangeren Frauen Schwangerschaftsrisiken nach Kriterien der Mutterschaftsrichtlinien angegeben (Schücking, et al, 2004). Dabei sollte beachtet werden, dass Länder wie Schweden, die mit ungefähr 15% Kaiserschnittrate dabei sind, dieselben “Probleme” haben wie wir – namentlich das spätere Kinderkriegen und Übergewicht, etc (mehr Informationen dazu findet ihr auch in diesem Beitrag). Dennoch benötigen die Schweden “nur” halb so häufig einen Kaiserschnitt wie wir.

World Health Organization sagt, eine optimale Kaiserschnittrate liegt bei 10% – ansonsten wird das Ergebnis weniger gut für Mutter und Kind

WHO sagte dazu: “Wie bei jeder Operation sind Kaiserschnitte mit kurz- und langfristigem Risiko verbunden, die sich jahrelang über die aktuelle Geburt hinaus erstrecken und die Gesundheit der Frau, ihres Kindes und zukünftiger Schwangerschaften beeinträchtigen können.” (Bertran et al, 2016). “Wenn medizinisch gerechtfertigt, kann ein Kaiserschnitt die mütterliche und perinatale Mortalität und Morbidität verhindern. Es gibt jedoch keine Beweise dafür, dass der Kaiserschnitt positiv ist für Frauen oder Kleinkinder, in denen es nicht erforderlich ist. Der Kaiserschnitt ist mit einem Kurz- und Langzeitrisiko verbunden, das über die laufende Geburt hinausgeht und zukünftige Schwangerschaften beeinträchtigen kann. Darüber hinaus scheint die Zunahme der Kaiserschnitt-Raten unkontrollierbar, ohne dass die Zunahme sich verlangsamt. Die Situation verschärft sich durch die Tatsache, dass die Ursachen des Aufstiegs nicht vollständig verstanden werden, als ein komplexes multifaktorielles Labyrinth mit Heilsystemen, Gesundheit-Dienstleistern, Frauen, Gesellschaften und sogar Mode und Medien”. Die WHO sagt übrigens, dass eine optimale Kaiserschnittrate bei 10% liegt (WHO Statement, 2015). Darüber und darunter sind Frauen und ihre Babys nicht optimal versorgt (das heisst, dass es zu weniger guten Ergebnissen kommt, statistisch (also quasi flächendeckend) gesehen).

Wie bereits anderswo im meinem Blog erwähnt, können Langzeitfolgen eines Kaiserschnittes mitunter sein:

Mögliche Probleme nach Kaiserschnitt für Baby

Für Baby Allergien – je nach Studie 500 % – 37 % erhöhte Wahrscheinlichkeit (Henry Ford Health System, 2013; Renz‐Polster et al, 2005); Obesität (13 % erhöhte Wahrscheinlichkeit, Li et al, 2013); Asthma (zwischen 20% und bis zu 20 Mal so wahrscheinlich, Sevelsted et al, 2015 bzw. Arrieta et al, 2015 (extrapoliert durch kausale Linkung, die höchstwahrscheinlich nicht voll übertragbar ist); Diabetes Typ 1 (20 % erhöhte Wahrscheinlichkeit, Cardwell et al, 2008), und neurologische Entwicklungsstörungen (20% erhöhte Wahrscheinlichkeit, Chen et al, 2017). Zusätzlich haben Kaiserschnitt-Babies eine 2-3 Mal so hohe Wahrscheinlichkeit, die Intensivstation des Krankenhauses zu benötigen (Kamath, et al, 2009; Dempsey, 2016), als jene, die vaginal geboren werden  – und das gilt für gewollte Kaiserschnitte, also jene, die aus nicht-medizinischen Gründen von Mutter gewählt wurden.

Mögliche Probleme nach Kaiserschnitt für Mama

Für Mama kurzfristige Probleme (wie es halt zu erwarten ist, wenn einem der Bauch aufgeschnitten wird), aber auch u.U. langfristige Probleme bei der Narbenverheilung, und Folgeprobleme und Gefahren wegen Narbe bei weiteren Geburten, die durchaus wichtig sein können, und Probleme die Mutter-Kind Bindung aufzubauen.

Dinge die Du tun kannst, um die Wahrscheinlichkeit einer natürlichen, physiologischen Geburt zu erhöhen

Also was können wir, die Mamas, tun, um einen ungewollten und ungebrauchten Kaiserschnitt zu vermeiden? Wie kann man die Chancen erhöhen, eine natürliche, physiologische Geburt zu haben?

  1. Lade medizinisches Personal zu Deiner Geburt ein, die ihre Kompetenz, Dich in Deinem Geburtswunsch zu unterstützen, mit Zahlen belegen können. Es kommt nicht nur aufs Herz an, sondern auch auf das Wissen, eine Frau in ihrem Wunsch praktisch unterstützen zu können. Nur Zahlen können diese Kompetenz klar belegen.
  2. Am Besten ist eine 1:1 Unterstützung Deiner gewählten geburtstechnisch kompetenten Begleitperson. Personalmangel steht als einer der vermuteten Gründe des Zunehmen der Kaiserschnittrate im Raum.
  3. Bereite Dich auch gut mental auf Deine Geburt vor – Angst vor der Geburt steht einer physiologischen Geburt nur im Wege. Ein guter Geburtsvorbereitungskurs kann hier erheblich weiterhelfen. Vorsicht bei den normalen Geburtsvorbereitungskursen – sie schüren die Angst vor der Geburt (siehe hier)
  4. Werde physisch aktiv! Becken-Balance ist wichtiger Faktor, wie Dein Baby vor der Geburt zum Liegen kommt, und das ist wiederum ein wichtiger Faktor für die Geburt, und welche Optionen Du hast! Außerdem kann Sport sogar Dein Risiko, an Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken, erheblich verringern!
  5. Ernähre Dich gesund und Vitamin- und Mineralstoffreich! Es gibt viele Studien, die belegen, wie wichtig es ist, dass die Schwangerschaft besser verläuft, wenn Vitamin X oder Mineral X gut vorhanden ist. Besonders auf den Punkt bringend finde ich eine kleine Studie, die zeigte, dass Mütter, die Datteln in der Schwangerschaft aßen, eine kürzere Öffnungsphase in der Geburt hatten – was darauf hindeutet, dass ein ausgewogener, und gut ernährter Körper besser auf die Geburt vorbereitet ist. Ausserdem kann auch unsere Ernährung beeinflussen, ob sich die Fruchtblase vor der eigentlichen Geburt öffnet, oder erst irgendwann während der Geburt (welches vorzuziehen ist).
  6. Eine Doula kann in unserem Krankenhaus-Milieu viel dazu beitragen, dass es nicht zum Kaiserschnitt kommt. In einer neueren Meta-Analyse-Studie (also eine, die mehrere andere zusammenfasst  (Fortier et al, 2015 – Schwangere insgesamt=2019, Schwangere mit Doula=1014)), die nur solche Studien in Betracht zog, die sich ausschließlich mit Erstgebärenden, die keine Risikoschwangerschaft haben, betrachtete, fand dass mit Doula-Unterstützung die Kaiserschnittrate um mehr als 30% niedriger war, als ohne – das würde bedeuten, dass deutschlandweit, wenn jede Schwangere eine Doula zur Verfügung hätte, die der Ausbildung in der Studie gleichkäme, die Kaiserschnittrate bei nur noch 21% liegen würde.
  7. Ermögliche Deinem Körper, dass die Hormone für ihn in der Geburt arbeiten können. Dazu ist es am Besten, wenn der Neokortex nicht angeregt wird – also kein grelles/helles Licht, kein Reden, kein logisches Denken, kein sich beobachtet fühlen. Stattdessen ein in-sich-kehren, sich beschützt fühlen, und- wie bereits gesagt – keine Angst haben, und entspannt und positiv sein.
  8. Bleibe aktiv während der Geburt. Lass das Bett keine Rolle in Deiner Geburt spielen. Eine Cochrane Bewertung (eine große Meta-Analyse anderer Studien), die über 3700 Schwangere umfasste, fand, dass jene Frauen, die aufrecht waren, eine verkürzte Öffnungsphase von über einer Stunde hatten, und weniger PDAs brauchten.
  9. Baue schon während der Schwangerschaft eine gute und innige Beziehung zu Deinem Kind auf. Es gibt Studien die belegen, dass solche Kinder weniger häufig zu früh geboren werden, und seltener ein niedriges Geburtsgewicht haben. Auch hat dies positive Auswirkungen auf Mama, und Papa und selbst ihre Beziehung zueinander! Außerdem ist Dein Baby Dein Verbündeter in der Geburt!
  10. Lade die passenden (nicht-medizinischen) Leute zu Deiner Geburt ein – sie sollten Dich voll und ganz unterstützen, mit Dir in dieselbe Richtung blicken, und Dir ständig positive Bestätigung geben – dies hilft der Mutter voller Selbstvertrauen und Gelassenheit ihren Körper einfach machen zu lassen. Das ist einfach so wichtig in der Geburt! Aber beachtet, dass sie tatsächlich voller Zuversicht sein sollte – denn ihr spürt Angst, und die überträgt sich dann auf euch!
  11. Und dann, last but certainly not least: Glaube daran, dass Du eine tolle erfüllende Geburt erleben wirst! Dein Baby und Du seid einfach ein tolles Team!

Viel Erfolg!

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Quellen:

Betran, A. P., et al. “WHO Statement on caesarean section rates.” BJOG: An International Journal of Obstetrics & Gynaecology 123.5 (2016): 667-670.

Schücking, Beate, and Clarissa Schwarz. “Technisierung der” normalen” Geburt. Interventionen im Kreißsaal.” Dokumentation Forschungsprojekte 1 (2005): 1999-2004.

WHO. “Caesarean sections should only be performed when medically necessary”. News release. ​​10 APRIL 2015.

Renz‐Polster, H., et al. „Caesarean section delivery and the risk of allergic disorders in childhood.“ Clinical & Experimental Allergy 35.11 (2005): 1466-1472.

Henry Ford Health System. „Babies born by C-section at risk of developing allergies.“ ScienceDaily. ScienceDaily, 25 February 2013. <www.sciencedaily.com/releases/2013/02/130225091904.htm>

Li HT, Zhou YB, Liu JM. The impact of cesarean section on offspring overweight and obesity: a systematic review and meta-analysis. Int J Obes (Lond). 2013 Jul;37(7):893-9. doi: 10.1038/ijo.2012.195. Review. PubMed PMID: 23207407 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23207407/

Cardwell CR, Stene LC, Joner G, Cinek O, Svensson J, Goldacre MJ, Parslow RC, Pozzilli P, Brigis G, Stoyanov D, Urbonaite B, Sipetić S, Schober E, Ionescu-Tirgoviste C, Devoti G, de Beaufort CE, Buschard K, Patterson CC. Caesarean section is associated with an increased risk of childhood-onset type 1 diabetes mellitus: a meta-analysis of observational studies. Diabetologia. 2008 May;51(5):726-35. doi: 10.1007/s00125-008-0941-z. PubMed PMID: 18292986. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18292986/

Arrieta, Marie-Claire, et al. „Early infancy microbial and metabolic alterations affect risk of childhood asthma.“ Science translational medicine 7.307 (2015): 307ra152-307ra152.

Sevelsted, Astrid, et al. „Cesarean section and chronic immune disorders.“ Pediatrics 135.1 (2015): e92-e98.

Reed, Rachel. Interview “Better Birth 360”. 2017.

Chen, Ginden, et al. “Associations of caesarean delivery and the occurrence of neurodevelopmental disorders, asthma or obesity in childhood based on Taiwan birth cohort study.” BMJ open 7.9 (2017): e017086.

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