Heute hat mich einer meiner Kursteilnehmerinnen angeschrieben, und mir nach ihrem Fein-Ultraschall in SSW 24 erzählt, dass sie wohl einen Kaiserschnitt brauchen würde, weil ihre Plazenta sehr weit unten liegt.

Das ist nicht das erste Mal, das mir das so gesagt wird, und das macht mich immer so stutzig, wenn dies schon so früh in der Schwangerschaft gesagt wird. Denn eine Studie (Li, 2019) hat ergeben, dass von Müttern, denen rund um SSW 23-24 gesagt wurde, sie hätten eine Placenta Praevia (so heißt das im Fachjargon, im weiteren PP genannt), über 91 % zur Geburt hin keine mehr hatten, vorausgesetzt, sie hatten keinen vorherigen Kaiserschnitt.

Nach einem Kaiserschnitt war die Wahrscheinlichkeit leider um einiges vermindert – hier könnte ich diese Aussagen noch verstehen. Bei allen mir bekannten Damen, denen dies gesagt wurde, war dies aber ihre Erstgeburt, und somit bleibt mir nichts anderes, als wieder verblüfft dazustehen, warum so etwas schon vor SSW 24 gesagt wird.

Es gibt eine interessante Studie (Jansen 2020), die die Assoziation von Abstand zur Zervix im 2. Trimester und einer normalen Plazentastand im 3. Trimester analysiert. Die Studie hat zwar Schwächen, ist aber trotzdem sehr interessant: selbst hier wurde gezeigt, dass es bei vorneliegenden Plazentas keine einzige, die bis zu 2.5 cm ÜBER der Zervix war (also hineinragte) spätestens in SSW 38 nicht mehr abnormal lag, also allesamt lagen mindestens 20 mm von der Zervix. Selbst in der Kategorie -4 cm bis -2.5 cm, also die zwischen 4 und 2.5 cm über der Zervix lagen, waren die meisten vorneliegenden Plazentas im Dritttrimester-Ultraschall nicht mehr näher als 2 cm, und somit von keiner Bedeutung für die Geburt. In der Kategorie -10 cm bis -4 cm vorneliegender Plazentas war es eine Chance von 50% – die Hälfte war nicht mehr davor, die andere Hälfte schon.

Bei hinten liegenden Plazentas sieht es zwar ähnlich aus, aber zumindest in dieser Datensammlung scheint es so, also gäbe es weniger Gewissheit, dass die Plazenta sich zurückziehen wird bis SSW 38 – erst ab einem Abstand von unter 1.55 cm von der Zervix gab es überhaupt keinen Fall mehr, in dem die Plazenta näher lag als 20 mm.

Die Daten zeigen aber auch, dass die Entfernung, bzw. Überragung bis -4.5 mm sehr wahrscheinlich auch bei an der Hinterwand (also posterioren) Plazentas nicht mehr näher als 20 mm zur Zervix liegen wird bei SSW 38. Hier gingen 142 von Plazentas von 148 in einen normal bewerteten Abstand über, nur 6 (also 4 %) blieben näher als 2 cm an der Zervix. Erst ab einer Überragung von mehr als 4.5 mm steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Abstand kleiner als 20 mm bleibt.

Ich möchte hier festhalten, dass es aber so wenige Datenpunkte gab bei den größeren Überragungen, dass ich es unangemessen finde, hier einen Unterschied zwischen vorderer und hinterer Plazenta zu sehen. Dies ist mit Sicherheit auch eine Schwäche der Studie – insgesamt beruht die Studie auf 958 Schwangeren.

Ich denke es lohnt sich, die Studie so zusammenzufassen: bis etwa 5 mm Überragung im Zweittrimester-Scan kann man es als fast sicher ansehen, dass sich die PP bis SSW 38 auflösen wird. Und bei Überragungen von bis zu 10 cm muss man abwarten, wie es sich im Einzelfall entwickelt – in dieser Studie lagen zwar alle 7 hinten liegende Plazentas mit Überragung von 4-10 cm auch in SSW 38 immer noch nicht über 2 cm, die Kategorie davor, also von 2.5 bis 4 cm Überragung sah posterior wie auch anterior ähnlich aus – ein Drittel war noch immer näher als 20 mm an der Zervix bis SSW 38 – zwei drittel aber nicht mehr!

Es lohnt sich auch zu verstehen, dass 20 mm Abstand kein harter Wert ist, der für eine vaginale Geburt notwendig ist. In der Studie Vergani 2009 wurde gezeigt, dass 2/3 aller Frauen, deren Abstand mindestens 1 cm von der Zervix lag kein erhöhtes Risiko für Blutungen in der Geburt mehr haben.

Quellen:

Jansen CHJR, Kleinrouweler CE, Kastelein AW, Ruiter L, van Leeuwen E, Mol BW, Pajkrt E. Follow-up ultrasound in second-trimester low-positioned anterior and posterior placentae: prospective cohort study. Ultrasound Obstet Gynecol. 2020 Nov;56(5):725-731. doi: 10.1002/uog.21903. Epub 2020 Oct 13. Erratum in: Ultrasound Obstet Gynecol. 2020 Dec;56(6):967. PMID: 31671480; PMCID: PMC7702149.

Vergani P, Ornaghi S, Pozzi I, et al. Placenta previa: distance to internal os and mode of delivery. Am J Obstet Gynecol 2009;201:266.e1-5.

Li X, Feng Y. Complete placenta previa in the second trimester: clinical and sonographic factors associated with its resolution. Ginekol Pol. 2019;90(9):539-543. doi: 10.5603/GP.2019.0093. PMID: 31588552.

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